Die Carportstory
August 2000, Sonnenschein,
doch bald schon wird es Winter sein.
Dann heißt es kratzen, Finger steif,
vom Auto morgens Schnee und Reif.

Ein Carport - das wär eine Sach,
dann stünd das Auto unter Dach.
Gedacht, getan, gesägt, geschraubt,
nach drei Tag war er aufgebaut.

Damit sich daran niemand stört
wurden die Nachbarn, wie sichs g'hört
zum Richtfest alle eingeladen,
um sich mit Speis und Trank zu laben.

Es wurde g'feiert bis in d' Nacht,
geratscht, gesungen und gelacht.
Beim Gehen, da war allen klar:
So ein Carport, der ist wunderbar.

Und als der Winter kam mit Schnee,
da sprach Andreas: "Des is schee,
du steigsch bloß ei und dann kannsch fahra,
des ganze Kratza kannsch d'r spara!"

Im Jahr darauf, vor Ostern dann
vom Landratsamt ein Schreiben kam.
In Amtschinesisch war das Blatt,
es niemand recht verstanden hat.

Ein Anruf machte uns dann klar,
was Ursache des Schreibens war:
Die Stadt Gersthofen hat gefordert,
daß man vor'n Kadi uns beordert.

Das sei so in Gersthofen Brauch,
so informierte man uns auch.
Und daß man drum viel Arbeit hätte
allein mit diesem kleinen Städtle.

Denn was sonst nirgends jemand stört,
ist für Gersthofen unerhört.
Der Carport hätte ja ein   D a c h,
das sei das Schlimme an der Sach!

Und wenn wir dieses runter machen,
das ist nun wirklich nicht zum Lachen,
alles in bester Ordnung sei,
Gericht und Straf wär'n dann vorbei.
Nun ja, ein Carport ohne Dach
ist doch nur eine halbe Sach!
Vielleicht nützt es, wenn wir mal reden,
um Ausnahme Herrn Deffner beten.

Der war sehr freundlich, ohne Frage,
doch ändert nichts sich an der Lage.
Der Carport stünd' im Vorgelege
drum käme man sich ins Gehege.

Und wenn man hier die Ausnahm' mache
man einen Präzedenzfall schaffe.
Und dann wollt' jeder so was haben
und für Gersthofen wär's ein Schaden.

Wär's nicht so traurig, müßt man lachen,
das Dach wir also runter machen.
Und deshalb gibt es heut - kein Gag
den Carport "Marke Meichelböck".

Der hat kein Dach zwar, wie sichs g'hört,
doch nun er plötzlich nicht mehr stört.
Andreas kratzen kann erneut,
ich weiß nicht, wer sich d'rüber freut.

Ich glaub, kein Dach der Stall auch hat,
in dem seit Jahr'n in unserer Stadt
der Amtsschimmel sein Dasein fristet,
bis ihn einst einer überlistet.

Doch immerhin in unserer Stadt
die Sache auch was gutes hat,
denn wo kein Dach ist auf dem Haus,
bleibt sicher ein DACHSCHADEN aus !

Nach einer leider wahren und ziemlich traurigen Geschichte, die auf der ganz speziellen "Vorgartensatzung" der Stadt Gersthofen beruht (Herr Deffner war Bürgermeister, Herr Meichelböck war Stadtbaumeister in Gersthofen).
§ 1 des Grundgesetzes scheint hier nicht zu gelten.

Daß die Köhlers Spaß verstehen und nicht nachtragend sind, beweist die Tatsache, daß sich Andreas und Franz weiterhin bei der Feuerwehr, Andreas und Ulrike beim Gospelchor Salvation engagieren und somit ihre Freizeit noch immer in den Dienst der Stadt Gersthofen stellen.
Ich hoffe, die Stadt Gersthofen versteht auch etwas Spaß.
Franz X. Köhler

 
 
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