Der Name "Köhler" leitet sich von einem alten, in Deutschland mittlerweile fast ausgestorbenen Beruf ab. Für viele chemische Prozesse, wie die Eisenverhüttung oder die Glasgewinnung sind hohe Temperaturen notwendig. Ebenso zum Schmieden des Eisens oder auch für die Verarbeitung edler Metalle. In Gegenden, in denen es keine natürlichen Kohlevorkommen gab, wohl aber Waldreichtum, stellte der Köhler die benötigte Kohle aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz her. Uns heutigen Menschen ist Holzkohle vor allem im Zusammenhang mit Grillvergnügen bekannt. Technische Wärme wird aus Strom oder Erdöl erzeugt. Früher hingegen wurde hierfür Holzkohle in gigantischen Mengen hergestellt und verbraucht, was zur Ausrottung ganzer Wälder führte. Zum Beispiel verdankt das Augsburger Naherholungsgebiet "Stauden" seine Entstehung dem immensen Holzbedarf der Stadt Augsburg in früheren Jahren.

Wer sich für alte, ausgestorbene Berufe interessiert, dem sei Rudi Pallas Buch "Das Lexikon der untergegangenen Berufe" empfohlen, in dem sich zum Thema "Köhler" folgende Zeilen finden:

Köhler (auch Kohlenbrenner) lebten meist in der einsamen Abgeschiedenheit dunkler Wälder, wo sie in Meilern Holz zu Holzkohle verkohlten. Ihre Lebensart war recht armselig und mühsam. Tag und Nacht mußten sie wachsam sein, und die wenigen Stunden, die zum Ausruhen blieben, verbrachten sie in primitiven Hütten (Kothen) auf einem Lager aus Reisig und Baumrinden. Es wird berichtet, das Köhlerdasein sei durch Schlafmangel und »dauernde Angstzustände« und die meisten Köhler »durch vernarbte Brandwunden« gekennzeichnet gewesen. Ihre tägliche Mahlzeit bestand oft nur aus einer dünnen Wassersuppe, und hin und wieder fingen sie einen Hasen oder Fuchs. Sie galten als rebellische Gesellen, deren Symbole und Riten beispielsweise von den Carbonari, einem politischen Geheimbund, der während der französischen Herrschaft über Neapel 1806 entstand, entlehnt wurden. Die »Reinigung des Waldes von Wölfen«, das hieß der Kampf gegen die Tyrannei, war die Grundlage ihrer Symbole; die Mitglieder nannten sich »gute Vettern«; der Versammlungsort hieß »Hütte« (baracca), deren Inneres »Kohlenverkauf« (vendita). Sie strebten nach nationaler Unabhängigkeit und freisinnigen Staatsformen. Auch Frauen finden sich in der Köhlerei, die in den Ostalpen ein Erwerb für ältere, steif gewordene Waldarbeiter war, und in den Pyrenäen wurde sie von Leprakranken und ihren Nachkommen betrieben.

Die Holzkohle war der wichtigste Brennstoff für die Eisenverhüttung und -verarbeitung in früheren Zeiten. Die Hochöfen verschlangen riesige Mengen an Meilerkohle. Forstbeamte des englischen Königs zählten schon Ende des 13. Jahrhunderts allein im Forest of Dean mit einer Waldfläche von etwa 40.000 Hektar 2.290 Meiler. Wo das Holz wie im Gebirge nicht am Schlag verkohlt werden konnte, mußten die Stämme im Sommer auf Holzriesen oder in Flüssen getriftet oder im Winter auf Schlitten ins Tal transportiert werden, wo in der Nähe der Stauweiher und Schleusen Zentralköhlereien eingerichtet waren. In Österreich gab es solche unter anderem an der Enns bei Hieflau und Großreifling, wo zu Beginn des 19. Jahrhunderts jährlich 12.000 bis 18.000 Klafter Holz verkohlt wurden.

Bei der seit dem Altertum üblichen Meilerverkohlung wurden gesunde, lufttrockene Holzscheite in kegelförmigen Haufen (Meilern) um Pfähle (Quandel) aufgesetzt und mit einer luftdichten Decke von Gras, Laub, Moos und feuchter Walderde überzogen. Nun zündete man den mit trockenem Reisig, dürren Blättern und Kienspänen gefüllten Feuerschacht, der rund um den Pfahl frei gelassen worden war, von oben an, und nach sechs bis acht Tagen »kochte« der ganze Meiler. Bei einer Temperatur von dreihundert bis dreihundertfünfzig Grad Celsius verflüchtigten sich Wasser, Teer, Kohlensäure, Kohlendioxyd, Wasserstoff und Kohlenwasserstoffe, und der Kohlungsprozeß setzte ein. Die Aufgabe des Köhlers war es, mit Fingerspitzengefühl Tag und Nacht den Windzug so zu »dirigieren«, daß der Meiler weder erlosch noch in helle Flammen geriet und »durchging«. Große Meiler mit einem Volumen von sechzig bis hundert Raummetern brannten bei guter Witterung für gewöhnlich mehrere Wochen. Verkohlt wurde auch in Gruben und ab dem Ende des 18. Jahrhunderts in Öfen. Liegende Meiler, bei denen das Holz horizontal um die Achse geschichtet wurde, waren speziell im östlichen Europa und in Skandinavien gebräuchlich.

Entnommen aus "Das Lexikon der untergegangenen Berufe" von Rudi Palla, Bechtermünz Verlag, ISBN 3-8289-4152-4.


 
 
 
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